sdfsdf
19.09.24
von: Bertram Unrath
Service

Pflege und Reinigung Ihrer Espressomaschine

Wann und wie oft die Maschine rückspülen? Wie bekomme ich die Brühgruppe richtig sauber? Diese oder ähnliche Fragen werden auf Basis meiner Erfahrungen in dem folgenden Beitrag beantwortet.

So, heute wollen wir uns mal mit dem Thema Reinigung und Betrieb bzw. Wartungsroutine im Umgang mit einer Siebträger-Espressomaschine und einer Espressomühle beschäftigen.

Täglich
Wenn sich der Tag dem Ende zuneigt und die Espressomaschine ausgeschaltet werden soll, dann

  1. starte ich bei eingespanntem Siebträger einen Leerbezug, solange bis das Wasser aus dem Auslauf wieder klar wird.

  2. spanne ich einen Siebträger mit Blindsieb ein und spüle die Maschine mit Wasser, dazu starte ich den Bezug und warte bis die Pumpe den vollen Druck aufgebaut hat und beende den Bezug. Dies wiederhole ich 3-4 Mal. Diesen Vorgang nennt man „Rückspülen“.

  3. falte ich ein Haushaltstuch zu einem Rechteck oder Quadrat und fahre damit die Siebträgerdichtung und die Siebträgeraufnahme der Brühgruppe ab, um wirklich jeden Rückstand von Kaffeemehl aus der Brühgruppe zu entfernen.

  4. entnehme ich die Abtropfschale und das Abtropfgitter und reinige beides im Waschbecken mit kaltem oder warmem Wasser und trockne beides anschließend ab.

  5. wische ich bei Bedarf die Espressomaschine mit einem hochwertigen, nebelfeuchten Mikrofasertuch ab, um Wasser- und Kaffeespritzer von der Front oder dem Gehäuse zu entfernen. Das Mikrofasertuch lege ich hierzu vor Benutzung in warmes Wasser mit etwas Spüli ein und wringe es so gut es geht aus.

Wöchentlich
Einmal die Woche entleere ich den Dampfkessel der Espressomaschine, damit innerhalb des Systems immer mal wieder frisches Wasser nachgeführt wird. Dazu schalte ich bei vollem Dampfdruck die Maschine aus und entleere den Dampfkessel über den Heißwasserauslauf in ein großes Gefäß. Hier hat sich dieser Grundsatz für mich im Hinblick auf die Lebensdauer der Maschinen insbesondere jene mit Rotationspumpen bewährt. Rotationspumpen sind bauartbedingt auf ernsthaften Durchsatz ausgelegt und nehmen bei längeren Standzeiten ohne Benutzung relativ schnell Schaden.

Hinweis
Mit modernen Mitteln aufbereitetes Wasser hilft in erster Linie gegen dieses auftretende Phänomen. Deshalb sollte man stets das richtige, enthärtete Wasser, in die Maschine einfüllen und diese damit betreiben. Die Härte des verwendeten Wassers bspw. bei einer Enthärtungsanlage im Keller sollte meiner Erfahrung nach quartalsweise mit einem professionellen Tröpfchentest überprüft werden. Oftmals weichen die eingestellten Härte-Werte vom gemessenen Wert ab.

Alle 150 Bezüge oder alle zwei Monate

Alle 150 Bezüge oder alle zwei Monate spüle ich die Brühgruppe mit Kaffeefettlöser. Zusätzlich lege die benutzten Siebträger und Siebe (optional noch die Dusche und die Wasserverteilerplatte der Brühgruppe, wenn sich diese bei der Maschine einfach lösen lassen) in heißes Wasser aus dem Kessel ebenfalls mit Kaffeefettlöser ein. Zum Rückspülen befülle ich das Blindsieb mit einem halben Teelöffel Kaffeefettlöser und führe solange 15 Sekunden Bezüge durch, bis der austretende Schaum aus dem Brühgruppenrücklauf weiß ist. Danach entnehme ich den Siebträger aus der Maschine, reinige ihn, spanne ihn wieder ein und mache nochmals zehn Bezüge mit dem Blindsieb, nur mit Wasser, um die Reste des Reinigungsmittels aus der Maschine zu entfernen. Abschließen reinige ich die Maschine wie unter Punkt 4 beschrieben, da Kaffeefettlöser auf unbehandeltem Metall hässliche Flecken verursacht. Den ersten Bezug mit Kaffee trinke ich nicht und schütte ihn weg, da lässt sich drüber streiten ob dies noch nötig ist, aber ich mag eben keine Spuren von Kaffeefettlöser in meinem Espresso.

Die Espressomühle selbst reinige ich außen mit einem Pinsel und einmal im Monat reinige ich das Mahlwerk mit Kaffeemühlen-Reiniger-Granulat. Vom Zerlegen der Espressomühle rate ich persönlich ab, da die Mühle durch häufiges Auseinanderbauen und Zusammensetzen Schaden nehmen könnte. Dies könnte bspw. in Form von ausgeleierten Gewinden, die zu Präzisionsverlust beim Mahlvorgang führen, geschehen.

Bei Bedarf
Maschine Entkalken

Hier gilt der Grundsatz, so wenig wie möglich und so viel wie nötig. Eine Espressomaschine sollte grundsätzlich mit dem richtigen (weichem) Wasser befüllt werden, um die Maschine möglichst lange, bis zu mehreren Jahren ohne Entkalkung, betreiben zu können. Zeigen sich bei der Maschine jedoch Ausfallerscheinungen wie bspw. dass die Brühgruppe nicht mehr heiß wird, kann man über eine Entkalkung nachdenken. Ich rate grundsätzlich die Maschine selbst oder von einem Profi komplett zerlegen zu lassen und zerlegt in einem Bottich mit entsprechendem Entkalkungsmittel zu entkalken. Dabei sollten alle Dichtungen und defekte Bauteile vor dem Zusammenbau getauscht werden. Dann ist die Maschine wieder wie neu und bereit die nächsten Jahre treue Dienste zu leisten. Klar, diese Methode ist teuer aber auch, bei richtigem Wasser nur sehr selten vonnöten.

Hinweis

Bei der Durchlaufentkalkung besteht die Gefahr, dass gelöste Kalkbrocken maschinenwichtige Leitungen verstopfen oder dass das Entkalkungsmittel konzeptionsbedingt, bspw. bei Wärmetauschern oder Multiboilern, nicht vollständig aus der Maschine entfernt werden kann. Des Weiteren werden bei jeder Durchlaufentkalkung Stoffe gelöst die man nicht in seinem Espresso haben will und verbaute Gummidichtungen werden porös was zu Undichtigkeiten der Maschine führen kann. Von dieser durchaus schnelleren und günstigeren Methode rate ich grundsätzlich ab.

Wenn sich am Siebträger trotz fester Einspannung während des Bezuges Wasser vorbei drückt ist es Zeit, die Siebträgerdichtung zu wechseln. Die Siebträgerdichtung befindet sich innerhalb der Brühgruppe und dichtet die Kontaktpunkte zwischen Sieb das sich im Siebträger befindet und Brühgruppe ab. Meist ist der Wechsel der Siebträgerdichtung in der Bedienungsanleitung des Espressomaschinenherstellers beschrieben. Dieser Vorgang erfordert nur wenig handwerkliches Geschick. Sollte man die Siebträgerdichtung und die Dusche nicht mit einem Schraubenzieher heraushebeln können da diese fest sitzt, dann drehe ich vorsichtig eine kleine Holzschraube in die Dichtung und ziehe sie mit einer Kombizange heraus. Mit der Siebträgerdichtung tausche ich auch meist die Dusche der Brühgruppe aus und reinige zusätzlich die Wasserverteilerplatte.


Über den Autor

Hallo, ich bin Bertram Unrath, 1982 geboren. Das Thema Kaffee hat bei mir 2012 mit einer alten Vibiemme Domobar, die 20 Jahre im Keller meiner Eltern lag, begonnen. Ich habe die Maschine restauriert und nachdem sie wieder lief war ich neugierig wie das Zeug schmeckt das man mit so einer Maschine zubereiten kann. Also ab ins Netz und eine Graef CM700 und in einer Rösterei in Mannheim erste Kaffeebohnen gekauft.
Selbstverständlich habe ich mich während des Restaurationsprozesses im Kaffee-Netz-Forum angemeldet, um Hilfestellung auch für die Zubereitung von Espresso zu bekommen. 2014 hatte ich dann das erste Mal mit Michael Hauck, dem Geschäftsführer von ECM/Profitec, zu tun. Ich interessierte mich für die Profitec Pro300 die meines Erachtens eine Maschine mit Potenzial aber im Netz damals so gut wie nicht beschrieben war. Von da an hatten wir immer mal wieder Kontakt und wenn es nur darum ging regelmäßig ein Kaffee-Netz-Treffen vor Ort in Heidelberg zu organisieren.
Anfang 2013 bis Mitte 2017 habe ich während meines Studiums in einer Rösterei mitgearbeitet, da ich den Weg von der Rohbohne bis zum fertigen Produkt miterleben wollte. Ich war auch für einen Anteil des Vertriebs verantwortlich. Kunde von uns waren damals unter anderem verschiedene Niederlassungen eines amerikanischen Motorradherstellers für deren Events wir gerne gebucht wurden. Das Thema „Zubereitung espressobasierter Getränke“ konnte so unter Extrembedingungen ausgelebt werden, je nachdem wie viele koffeinbegeisterte Biker nach dem Mittagsessen gleichzeitig einen Espresso oder Cappuccino wollten.

2017 habe ich mich entschlossen nebenberuflich Kaffeemaschinen von ECM/Profitec zu vertreiben. Ich habe meine Maschinen immer selbst vor Ort in Bammental geholt und so kam man naturgemäß mit Michael Hauck öfter mal ins Gespräch.
Da ich der Meinung bin, dass diese Art der Espressozubereitung ein extrem kommunikatives Thema ist, haben wir unseren Kunden immer angeboten sie an ihren Geräten vor Ort zu Hause zu schulen. Die Schulung selbst hat einen hohen Praxisanteil und deckt die Themen; Inbetriebnahme, Bedienung und Wartung/Reinigung ab.

Im Laufe der gesamten Zeit von 2012 bis 2024 hatte ich viele Espresso-Maschinen und viele -Mühlen auf meiner Kaffeebar. Immer mindestens zwei Maschinen und vier bis fünf Mühlen aller Hersteller in ständiger Rotation. Das Ding ist ja schließlich 3 Meter breit, da ist ne Menge Platz.
Getreu dem Motto:
„Ein Hobby ist es, ein fragwürdiges Ziel unter massivem finanziellem Aufwand erreichen zu wollen, dessen Sinn für Außenstehende nicht oder nur schwer zu erkennbar ist. Aber es bringt Freude und das ist unbezahlbar.“
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen meiner Beiträge.